
Perfect Days
Japan 2023 von Wim Wenders
Perfect Days
In den letzten 30 Jahren hat Wim Wenders für seine Dokumentationen viel Aufmerksamkeit bekommen, für seine Spielfilme nicht mehr. Jetzt ist er nach Japan eingeladen worden, dort zu produzieren, und ein kleines Wunder ist geschehen: ein nicht langweiliger, schöner, neuer Wenders-Spielfilm. Mit aufmerksamer Kamera begleitet er seinen Helden Tag für Tag bei dessen Arbeit: Der Mittsechziger Hirayama reinigt in Tokio öffentliche Toiletten. Viele wurden von bekannten Architekten entworfen: gläserne Bauten, deren Scheiben sich beim Schließen verdunkeln, innovative Holz- und Betongebilde. Diese Toiletten sind der heimliche Star des Films. Jeden Morgen setzt sich Hirayama im grünen Arbeitsanzug mit seinem Van in Bewegung. Den Wagen hat er umgebaut zum Putzmobil mit Regalen für Reinigungsmittel, mit Halterungen für Feudel und Besen. Ein selbst gebastelter Spiegel hilft ihm, auch die unteren Ränder der Toilettenschüssel zu kontrollieren. Nach der Arbeit entspannt sich Hirayama in einem öffentlichen Bad, anschließend geht er zu einer Imbissbude. Dort kennt man ihn, der Kellner begrüßt ihn, serviert ihm sein Lieblingsessen. Der Mann mit den gelassenen Gesichtszügen scheint mit sich und seinem Lebensrhythmus im Einklang zu sein. Perfect Days ist ein in sich ruhender Film über einen in sich ruhenden Helden, doch plötzlich steht Hirayamas Nichte vor seiner Tür. Ein Film der alltäglichen Rituale, der trotzdem Neugierig macht, und großes Schauspiel von K?ji Yakusho, der für seine Darstellung des Hirayama in Cannes die goldene Palme gewonnen hat.
g.h.