Die progressiven Nostalgiker
Frankreich 2025 von Vinciane Millereau
Die progressiven Nostalgiker
Ein Familien-Idyll im Frankreich der 1950er-Jahre: Michel ist Bankangestellter und Ernährer, seine bessere Hälfte, Hélène, mit Dauerwelle, aber aufsässig, kümmert sich um Haushalt und Kinder. Das patriarchale Paradies scheint perfekt, bis ein Kurzschluss der gerade eingezogenen Waschmaschine die beiden ins Jahr 2025 katapultiert. Plötzlich sind die Rollen neu verteilt. Während sich Hélène aller Ahnungslosigkeit zum Trotz erstaunlich gut als karriere-intensive Powerfrau schlägt, muss sich Michel als Hausmann im Smart-Home abmühen. Statt Unterwerfungsrhetorik braucht Michel nun Empowerment, Hélène genießt die Freiheit der Emanzipation. Doch die schöne neue Welt hat so ihre Tücken: Der virtuelle Sprachassistent ist ein sturer Bock, die Möbel muss man sich selbst zusammenschrauben, der Hundekot wird vom Boden aufgehoben und die eigene Tochter möchte ihre Freundin heiraten. Jetzt reicht es dem entmachteten Familienoberhaupt. Es geht zurück in die gute alte Zeit, und zwar sofort! Wenn er nur wüsste, wie man die smarte Waschmaschine auf Zeitrück-
reise programmiert. Regisseurin Vinciane Millereau beweist Gespür für die Absurditäten unserer Zeit. Mit rotzfrechem Humor, präzisem Sarkasmus und herrlicher Situationskomik nimmt „Die progressiven Nostalgiker“ die Heilsversprechen unserer Gegenwart aufs Korn und erzählt von der wunderbaren Relativität der Geschichte, mit überraschendem Tiefgang.
g.h.