
Jess Jochimsen
"Von allen guten Geistern"
Die Geister, die ich rief
Der wunderbare Jess Jochimsen ist ein feinsinniger Seismograf für allerlei gesellschaftliche Erschütterungen, die andere mit viel Tamtam ignorieren. Der Freiburger bastelt selbst aus dem Kehricht der Gegenwart mit Worten, Liedern und Bildern kleine Kostbarkeiten. Und er verschenkt wunderbare Worte, wie etwa „Karlheinzhaftigkeit“.
„Von allen guten Geistern“ heißt sein neuer Abend mit Kabarett, Songs und Dias.
Jochimsen hegt den Verdacht, dass der kollektive Verstand wohl kurz die Nase pudern oder Zigaretten holen gegangen ist – und nicht vorhat, wieder zurückzukommen. Jess Jochimsen jedenfalls ist geblieben. Und schaut sich das alles an. Mit aufgerissenen Augen, zerknitterter Stirn und manchmal mit einer Kamera.
„Jochimsen ist skurril, poetisch und genau beobachtend. […] Und was er findet, ist wie sein Programm: Tragödie und schreiend komisch“, schwärmt die Frankfurter Rundschau völlig zu Recht. Für manch einen Theatergast wirkt schon die Ankündigung des Jochimsen-Auftritts wie eine Überdosis Johanniskraut, ist doch endlich ein Licht am Ende des Tunnels der reibungslosen Abendunterhaltung zu sehen: Denn schlichte Politiker*innenparodie, Gesinnungskabarett und plumpe Comedy sind Jochimsens Sache zum Glück nicht. Und, wer weiß, vielleicht lockt er am 8. November sogar den kollektiven Verstand wieder vom Klo. Wäre fabelhaft, oder?
ka